BMW 700 LS Coupe
Im Sommer 1964 erfolgte ein Modellwechsel bei den Coupés: das 700er Coupé mit 32 PS und der 700 Sport mit 40 PS wurden eingestellt bzw. durch das LS Coupé ersetzt. Hierbei hatte man das Dach des kurzen Coupés auf das Unterteil einer LS-Limousine gesetzt. Heraus kam dabei ein Coupé mit wenig Platz im Fond, einer sehr großen, flachen Heckscheibe und einem sehr langen Heck. Insgesamt also recht unproportioniert, aber durch die ungewöhnliche Form hat die Karosserie wiederum ihre Reize. Das LS-Coupé fiel durch eine fast schon luxuriöse Ausstattung mit wuchtigen Sitzen, Teppich im ganzen Fußraum, Holzimitationen am Armaturenbrett und mehr Zierleisten außen auf. Trotzdem konnten nur 1.730 dieser eigenwilligen Coupés verkauft werden, bis im September 1965 die gesamte Modellreihe eingestellt wurde.
Die technischen Daten des LS Coupés waren mit denen der LS Limousine identisch. Es war aber ebenso wie das Cabriolet, trotz des 40 PS-Motors, mit dem Normalgetriebe ausgerüstet.
In 6 Jahren Bauzeit wurden insgesamt 173.647 (andere Quellen sprechen von 188.121) BMW 700 gefertigt. Damit stellte der 700 gut die Hälfte aller in diesem Zeitraum gebauten BMWs und trug somit entscheidend zur Gesundung des Unternehmens bei. So konnte man sich, finanziell durch den BMW 700 gestärkt, der Entwicklung des neuen Mittelklassewagens, der so genannten „Neuen Klasse“ widmen.
Leider bekam der BMW 700 keinen Nachfolger, obwohl man mit dem LS eine gute Basis zur Weiterentwicklung gehabt hätte. Anfangs wurde dies auch tatsächlich erwogen, denn es gab Pläne, den 700 mit einem Vierzylindermotor auszurüsten, wofür im LS der Platz gewesen wäre - darum der verlängerte Motorraum, der vom Zweizylinder gar nicht voll genutzt werden kann. Man baute probeweise einen Vierzylinder 1000 cm3-Motor mit 45 PS in den LS ein, doch Entwicklungsingenieur Alexander von Falkenhausen warnte nach Versuchsfahrten vor der extremen Hecklastigkeit dieses Fahrzeugs. Neben diesem technischen Handicap stand einer Serienfertigung im Weg, dass die Kapitaldecke bei BMW immer noch sehr dünn war und vor allem, dass die Entwicklung des BMW 1500 Vorrang hatte. Aus dem gleichen Grund wurde die Entwicklung an einer 1200 cm3-Maschine eingestellt. Der 1100 cm3-Motor des verblichenen Hansa, den man aus der Konkursmasse von Borgward hätte erwerben können, wurde ebenso erprobt und dann verworfen. Schließlich ist ein vom österreichischen Motorenkonstrukteur Ludwig Apfelbeck beim Wiener BMW-Importeur Wolfgang Denzel im Jahr 1963 gebauter „unechter“ Vierzylinder-OHC-Boxer (eigentlich ein auf Zylinderwinkel 180° „aufgebogener V-Motor“) von 1000 cm3 erwähnenswert. Er entstand in einem Versuchsexemplar, war von Apfelbeck dem BMW 700 zugedacht und wurde von ihm auf 120 PS taxiert.
Doch mit allen diesen Motoren wäre das Fahrzeug zu hecklastig und zu teuer geworden, denn 1965 kostete der LS Luxus schon 5.300 DM und hätte sich durch Einbau eines größeren Motors noch weiter verteuert.
Man hatte auch 1959/60 einen Prototypen auf Basis des 700 angefertigt. Dabei hatte man vermutlich eine kurze Limousine sowohl vorne als auch hinten verlängert und das Dach und die Heckpartie verändert. Ausgerüstet mit einem 1300 cm3-Motor war er vielleicht einer der ersten Vorläufer der „Neuen Klasse“.
So wurde im September 1965 BMWs erste „7er Reihe“ eingestellt. Nachdem er erst für BMW den Rettungswagen spielen musste, mauserte er sich in der Coupé-Version zum Rennwagen und in der LS-Limousine zum sportlichen Familienwagen. Eine Entwicklung, die nicht viele Autos durchgemacht haben.