Allgemeines
Modell-Isetta für das Konrad-Adenauer-Haus
Anfang Januar erreichte mich ein Hilferuf per email in Italien vom Isetta-Club, ob ich eine Idee hätte, wie sie an ein Isetta-Modell im Maßstab 1:5 für eine Dauerausstellung im Konrad-Adenauer-Haus nahe Bonn kommen könnten. Ein Clubmitglied war gefunden, der seine Isetta zur Eröffnung im Beisein von Frau Merkel zur Verfügung stellt und dabei sollte dann die Übergabe des Modells erfolgen, was natürlich für den Isetta-Club eine enorme Publicity bedeuten würde. Schön wäre es natürlich, wenn die kleine Isetta der großen optisch möglich sehr nahe kommt.
Da ich vor Monaten schon einmal angefangen hatte, einige Teile in diesem Maßstab herzustellen, d.h. aus Wachs zu modellieren und in Edelstahl zu gießen, sagte ich zu, nichts ahnend, dass der Übergabetermin im Beisein der Presse schon am 09.02.2017 sein würde.
Mir blieben ca. drei Wochen, aber wenn ich einmal was zusage, stehe ich dazu und so stürzte ich mich in die Arbeit, allerdings natürlich nur abends und am Wochenende, denn einen Beruf habe ich ja auch noch.
Viele kennen bestimmt die Polyester-Karosserien von dem Engländer Terry Parkin, die jetzt über den Club käuflich zu erwerben sind, wie da sind Isetta-Export, Isetta-Standard, BMW-600er, Messerschmitt und BMW-700er. Alle im Maßstab 1:5.
Bei den Modellen sind Räder, Blinker, Nummernschilder, Rückleuchten, Tankverschluss und Fenster ebenfalls aus Kunststoff nachgebildet, sodass man alles mühsam und sehr staublastig entfernen muss, wenn man ein detailliertes Modell haben möchte.
Die dann entstandene feingeschliffene Rohkarosse, so wie sie auch bei eine echten Isetta aussehen würde, übergab ich einem Lackierer, den ich gottseidank ziemlich schnell fand. Das war ein Problem, denn Komplettlackierungen machen sie alle sehr gerne, aber nicht so einen kleinen Fummelkram, der nichts einbringt.
Alle Anbauteile bildete ich jetzt in Wachs nach und goss sie aus Edelstahl, genauer: Kobalt-Chrom- Molybdän, absolut rostfrei und mundbeständig, da normalerweise Stahlprothesen als Zahnersatz daraus gefertigt werden. Blinker, Bremslicht, Scheinwerfergläser und Rücklichtgläser entstanden aus eingefärbtem Kunststoff. Die Stoßstangen modellierte ich ebenfalls aus Wachs und setzte sie in Kunststoff um, da sie für ein Gussgerät in einem zahntechnischen Labor leider zu groß sind. Sie wurden später mit Chromlack verschönert. Den Gepäckträger habe ich aus Edelstahlstangen gebogen und verschweißt, ebenso wie den Scheibenwischer, der entstand aber aus Klammerdraht.
Die Räder waren eine harte Nuss, denn Reifen in dem Maßstab gibt es anscheinend nicht. Eine Lösung fand ich in LKW-Reifen der Firma Wedico, die haben einen Durchmesser von 7,00 cm und nahezu die richtige Breite. Diese Reifen mit viel Vaseline auf ein 50er HT-Abflussrohr gezwängt brachten den richtigen Durchmesser von 8,00 cm. Die Felgen und die Radkappen drechselte ich aus Wachs und setze erstere in Kunststoff und die Kappen in Edelstahl um.
Als Zahntechniker ist man etwas pedantisch, sodass mir der Isetta-Schriftzug Kopfschmerzen bereitete. Ich hatte schon mal einen modelliert und gegossen, aber das Ergebnis hat mich nicht überzeugt. Ein Freund erstellte mir eine Daten-Datei, weil ich es mit einem 3D-Drucker versuchen wollte. Absoluter Fehlschlag und nicht zu gebrauchen. So fein sind die nämlich noch nicht, dass sie Buchstaben in der Dicke von 0,5 mm aufbauen können. Erst eine Modellbaufirma für Architekten konnte mir helfen und setzte mit derselben Datei einen Laser ein, der den Schriftzug im richtigen Maßstab sozusagen fräste. Das Ergebnis hat mich trotz des Preises umgehauen und da das Ganze leider nur aus Kunststoff ist, werde ich demnächst einen Versuch starten, den Schriftzug in Edelstahl zu fertigen, obwohl er auch mit Chromlack behandelt super aussieht.
Leider dachte der Lackierer gar nicht daran eine Nachtschicht einzulegen und so konnte ich die lackierte Karosserie am 31.01. abholen. Jetzt war Eile geboten aber alle Anbauteile waren fertig und so schaffte ich dann doch, rechtzeitig fertig zu werden.
Das Schlimmste war, das Modell jetzt in einen Karton zu packen und zu Ernst Jesper zu schicken, damit es 10 Jahre in einer Ausstellung über deutsche Geschichte vor sich hin staubt.
Ich konnte mich nur schwer trennen aber wer weiß, wofür es gut ist, vielleicht kauft sich Frau Merkel als Rentnerin, inspiriert durch mein Modell, eine Isetta und wird Mitglied in unserem Club (doppelter Beitrag natürlich, bei der Rente!). Wer weiß?
Ich hoffe, dass ich es schaffe, auch meine Isetta mal so nachzubauen aber da gibt es ja immer irgendwelche wichtigen Aufgaben oder Reparaturen, die einen davon abhalten. Schau ma mal.
Philip Kaden